Die Falschaussage
Zur Vorbereitung auf „Die Falschaussage“ interpretierten wir die außergewöhnliche Partitur chor-kreativ und trafen damit bei den Probenbesuchen der Künstlerin auch auf keinen Widerstand.
Worum geht es?
Das Thema der Performance basiert auf einem wahren Ereignis und auf einem Dialog aus einem Film, der dieses Ereignis thematisiert: Zwischen 1882 und 1883 gab es in Tiszaeszlár (Ungarn) einen Schauprozess, der europaweit als „Tiszaeszlárer Ritualmordlegende“ bekannt wurde und später großen Einfluss auf die Verbreitung des ungarischen Antisemitismus hatte.
Insbesondere das erzwungene Einstudieren des falschen Geständnisses des 14-jährigen Kronzeugen, Móric Scharf, wird ausführlich dargestellt. Er hatte behauptet, ein christliches Mädchen sei einem Ritualmord aus Anlass des jüdischen Pessachfestes zum Opfer gefallen.
Die Details und Transkriptionen der Filmdialoge bilden die Grundlage für die Performancelieder von Hajnal Németh. Die Struktur der Aufführung folgt der Methode des subtilen Einschärfens und Einstudierens: der Prozess des Erwerbens des falschen Geständnisses; das Einbringen der Lüge in die Zeugenaussage; der Weg der erfundenen Konzeption durch die Psyche, die Festigung der Konzeption durch die Einbildungskraft, die Entstehung der Lüge als Überzeugung und schließlich die letzte und fatale Äußerung der Lüge.
Harter Tobak also! Darum ging uns der klangvolle Nachname des armen Mädchens auch nach dem einschärfenden Chorwochenende gar nicht mehr aus dem Kopf und wir warfen bei jeder Gelegenheit unzählige „Schojmoschis“ aus.
Zum Recording der Performance trafen wir uns eines Dienstag Abends im März in einem noblen Architektenbüro, dessen Name nicht genannt werden darf. In Büro-Outfits an den Arbeitsplätzen des luftig-lichten Dachgeschosses sitzend, fügten wir uns sehr gut in die Atmosphäre ein.
BerlinVokal bei der Aufnahme zur „Falschaussage“ |
Liveübertragung von MB |
Der Chorleiter war stolz auf seine SängerInnen. Über aufwendigste Beamer-Technologie wurde sein Dirigat für alle Nach-rechts-Blickenden übertragen und die Solisten konnten es zur Seite schielend erahnen. Der Chor wuselte geschäftig im Raum umher und sang dabei als das Gewissen des Kronzeugen Móric.
Nach der dritten Aufnahme des ca. 15min Stückes konnten sich alle schon entspannt zurücklehnen konnten, denn dat Ding war im Kasten.
Die Zusammenarbeit mit der Künstlerin hat allen sehr viel Spaß gemacht. Es war „mal was Anderes“, sodass wir schon bald von einem neuen Projekt mit ihr berichten können werden.
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