Pinnower Landpartien
Wer hätte das gedacht?
Zunächst war da nur eine Anfrage, ob BerlinVokal an den Pinnower Landpartien teilnehmen und einen Nachmittag gemeinsam mit Harald Martenstein bestreiten würde. Wir checkten Bereitschaft und Kalender und sagten dann zu, ohne eine genaue Vorstellung davon zu haben, was uns erwarten würde. Wir hatten zwar einen guten Kontakt nach Pinnow und dennoch – bevor man nicht alles gesehen hat und vor Ort ist …
So zog BerlinVokal ein zweites Mal in diesem Jahr Richtung Nordosten. Ganz in der Nähe von Kröchlendorff sollten wir – quasi als Vorgruppe einer Lesung von Harald Martenstein – unter dem Motto ‚Bilder Texte Töne‘ auftreten.
In Pinnow angekommen empfingen uns eine etwas verwunschene Dorfkirche, jede Menge Bierbänke und Stühle sowie zahlreiche fleißige Helfer, die im Laufe der Zeit Kaffee, Kuchen, Schmalzstullen, Säfte u. v. m. zusammentrugen, um daraus ein köstliches Buffet für die Gäste und uns Mitwirkende aufzubauen.
BerlinVokal nutzte die Zeit zur Stellprobe, zum Einsingen und – zum Proben des zweiten Programmteils, zumal nicht klar war, wie dieser konkret aussehen würde, Improvisation, ja, aber zu welchem Thema, mit welcher Intention? Harald Martenstein war offen, als Michael mögliche Themen mit ihm absprach. Wir probierten einiges aus, dennoch stand bis zuletzt nicht fest, wie sich dieser Titel nach der Lesung konkret anhören würde.
16.30 Uhr – Auftritt Teil I. Unsere Ansprechpartnerin Charlotte Ließ kündigte uns ausführlich an und wir bestritten unser erstes, 30-minütiges Set, das wir – mitten in der Natur singend – u. a. mit Titeln wie ‚Blackbird‘, ‚The grass grows greener on the other side‘, ‚Butterfly‘ gestalteten. So weit, so gut, der zweite Teil blieb die große Überraschung – für alle!
Doch zunächst setzte sich Harald Martenstein für seine Lesung auf einen Stuhl und an einen Tisch, um gemeinsam mit dem Publikum zum Friseur zu gehen und sein sensibles Haar behandeln zu lassen. Nach dem Friseurbesuch führte Herr Martenstein das Publikum einschließlich BerlinVokal durch zahlreiche Nebensachen und Alltäglichkeiten, die ihm so passiert sind, ob in der Hasenheide, in der Uckermark oder auch zu Hause mit seinem Sohn.
Nach zahlreichen Schmunzeleien, Lachern und amüsierten Gesichtern, wurde es für BerlinVokal haarig, warum? Wir nahmen uns noch einmal das sensible Haar aus der Lesung vor, um mit Michael als Vorsänger behaarlich und musikalisch Stellung zu nehmen. Gewohnt, auf jede von Michaels Zuckungen mit einer entsprechenden Improvisation zu rehaargieren, beleuchteten wir das sensible Haar von diversen Seiten, um auch keines zu vergessen.
Als Höhepunkt des Titels zog sich Michael das Haargummi von seinem Haupthaar und schüttelte seine lockigen Locken auseinander. Das äußerst amüsierte Publikum hatte daran ebenso wie wir große Freude und auch Harald Martenstein zeigte – im Publikum sitzend – ein breites Grinsen anlässlich dieser musikalisch entstandenen Interpretation seines Textes.
Wir beschlossen den kulturellen Nachmittag mit ‚How deep is your love‘, bevor alle auf dem Kirchhof durcheinanderliefen, sich über das Gehörte und Gesehene austauschten und gut gelaunt die Veranstaltung ausklingen ließen.
Jetzt – nachdem der Nachmittag vorbei, das Vakuum unseres zweiten Auftritts kreativ gefüllt war und wir bestens bewirtet worden waren, fuhren wir begeistert von diesem zunächst nicht konkret greifbaren Ausflug ins Berliner Umland nach Hause. Wer hätte das gedacht? Danke, Pinnow!
George
2 Kommentare
Anonym · 18. August 2013 um 14:11
Ich gebe es zu: Ich hatte meine Zweifel, ob Harald Martenstein die Idee, über einen seiner Texte zu improvisieren, so lustig finden würde. Umso erstaunter war ich, als der Autor auf Michaels Anfrage vor Ort ohne Zögern seine gesamten Manuskripte zur Verfügung stellte.
Ohne Übertreibung: Die Reaktion von Publikum und Herrn Martenstein auf die musikalische Version des Textes, der schon in der Lesung des Autors jede Menge Lacher und Zwischenrufe des Publikums provozierte, war umwerfend.
Da probt man wochenlang detailversessen an anspruchsvollen Arrangements, um dann wieder einmal festzustellen, dass nichts die Magie des Augenblicks ersetzen kann.
Danke Pinnow, danke Harald Martenstein.
Daniel
Anonym · 20. August 2013 um 17:28
Selten erlebt man solche Momente, in denen die Seele urplötzlich anfängt zu baumeln, in denen man weit weg ist vom Alltag und eins mit 120 Leuten in einer wunderschönen Umgebung.
Am Sonnabend passierte das in unserem Pinnow nicht nur mir, sondern offenbar allen am Platz.
Danke Harald Martenstein, danke BerlinVokal und Dank an das Haar von Harald Martenstein!
Wilhelm